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Klaus Unterberger Daten lügen nicht. Oder doch? Alternative Wahrheiten populistischer Propagandist: innen versuchen das Gegenteil zu beweisen. Sie misstrauen allen Informationen, die ihnen nicht genehm sind und begründen bedenkenlos Verschwörungstheorien, die vor allem eines bewirken sollen: Angst und Zweifel als Grundlage für Empörung und Zorn. Wie also kann man Glaubwürdigkeit unter Beweis stellen? Kann man Qualität definieren, erklären, kontextualisieren und nicht zuletzt kontrollieren?

Diesen Versuch unternehmen die Public Value-Berichte im Rahmen der Qualitätssicherung seit vielen Jahren. Dabei gibt es keine einfachen Antworten. Vertrauenswürdigkeit entsteht in den Augen der Betrachter:innen, im Fall des ORF bei jenen, die ihn nützen. Unsere Aufgabe ist es, Nachweise für Medienqualität zu erbringen, indem wir sie in unseren Berichten kontinuierlich thematisieren: Beispiele aus TV, Radio, Online, den Bundesländern dokumentieren die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags, Kommentare von ORF-Mitarbeiter:innen geben Einblicke in die tägliche Medienproduktion.

In der Schriftenreihe "PUBLIC VALUE TEXTE" und den "Public Value-Studien" analysieren Wissenschafter:innen Qualitätsfragen. Nicht zuletzt sammeln und publizieren wir regelmäßig Zahlen, Daten und Fakten, die einen Überblick über die ORF-Leistungen geben. Welcher Information man tatsächlich vertrauen kann, ist gerade im Kontext digitaler Transformation zu einem Schlüsselkriterium geworden. Zunehmend mehr Menschen informieren sich vorwiegend über ihren personalisierten Social-Media-Stream. Künstliche Intelligenz schafft es mittlerweile, Bilder zu erzeugen, die verblüffend echt aussehen, algorithmisch gesteuerte Technologien produzieren Texte, die beinahe ununterscheidbar menschlicher Intelligenz gleichen. Damit entstehen nicht nur faszinierende neue Perspektiven und Anwendungen, zugleich wird Täuschung und Manipulation Tür und Tor geöffnet. Wem also vertrauen und warum? Können wir auf Journalist:innen als Gatekeeper:innen zu glaubwürdiger Nachricht verzichten? Brauchen wir in Zukunft einen neuen Berufsstand der "Algorithmiker:innen", der Künstliche Intelligenz prüft und kontrolliert?


Medienqualität wird gerade jetzt, angesichts der disruptiven Veränderungen in Medienökonomie und Mediennutzung, vor allem aber angesichts der enormen Innovationsgeschwindigkeit digitaler Technologien, neu definiert. Es gilt, bestehende Qualitätskriterien um neue zu ergänzen, die der digitalen Transformation entsprechen. Datensicherheit, Persönlichkeitsschutz, Medienkompetenz, Kontrolle der verwendeten Künstlichen Intelligenz und nicht zuletzt die Erfassung multimedialer Mediennutzung werden künftig bei der Bewertung von Medienqualität eine Rolle spielen. Welche Maßnahmen der ORF in Zukunft für eine wirksame Qualitätssicherung entwickeln wird, es gilt, was heute schon zutrifft: Medienqualität lässt sich nicht mit dem Lineal messen. Dafür sind die Ansprüche der Mediennutzer:innen zu unterschiedlich und zu heterogen. Auch die demokratiepolitisch relevanten öffentlich-rechtlichen Funktionsaufträge sind mit Quoten und Marktanteilen nur quantitativ zu bewerten, qualitativ sind diskursive Evaluierungsmethoden unumgänglich.

Das bedeutet: Selbstreflexion und kritische Diskussionskultur.
Daher diskutieren im "ORF-DenkRaum" junge ORF Mitarbeiter:innen, wie und unter welchen Umständen ORF-Qualität entsteht, daher führen wir im "ORF-DialogForum" einen öffentlichen Diskurs mit Medienexpert:innen, daher haben wir mit den "Quality-Checks" einen ORF-internen Arbeitsprozess etabliert, der die jeweiligen Redakteur:innen der einzelnen Formate in TV, Radio und Online mit den Ergebnissen der Qualitätssicherung konfrontiert und zu Optimierungen der Medienproduktion führen soll. Der "Elchtest" für Qualität freilich bleibt das Produkt. Ein endgültiges Urteil obliegt der Medienkritik, aber vor allem den Mediennutzer:innen des ORF. Und das ist gut so. Denn auch im digitalen Zeitalter versteht sich der ORF als "Rundfunk der Gesellschaft", der sein Publikum nicht als Konsument:innen, sondern als Bürger:innen adressiert. In den Berichten liefern wir Grundlagen für ein Urteil darüber - in der Hoffnung, dass dabei nicht nur Schlagzeilen, parteipolitisches Kalkül oder Fake News ausschlaggebend sind, sondern Argumente, Fakten undeben Daten.

Wem das nicht genügt, wer mehr wissen will und sich für einen intensiven Diskurs zu Medienqualität interessiert, findet zusätzliche Information im zweiten Teil des aktuellen PV-Berichts zur ORF-Qualitätssicherung. Wer Fragen hat, wer mitreden will, ist herzlich dazu eingeladen: Sie erreichen uns unter der E-Mail-Adresse zukunft@orf.at.

Zahlen, Daten und Fakten zu den Leistungen des ORF, finden Sie im Datenteil des Public Value Berichts 2022/2023.