Die Teuerungswelle hat Österreich seit zwei Jahren mit voller Wucht erfasst. Die Preissteigerungen gehen seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine durch die Decke. Die offizielle Inflationsrate lag 2022 bei 8,6 Prozent. Besonders teuer waren Energie, Wohnkosten und Lebensmittel. In Hinblick darauf ist es keine Überraschung, dass das ORF-Konsument:innen-Magazin "konkret" 2022 in seinen 195 Ausgaben gleich 82-mal über das Thema Inflation als das beherrschende Jahresthema berichtet hat. Wobei auch bei diesen Berichten im besonderen Anforderungsspektrum der Journalistinnen und Journalisten das Thema "Service" stand.
Es reicht nicht, nur über den Umstand, also "was ist", zu berichten - der Ehrgeiz des Sendungsteams hat immer die öffentlich-rechtliche Mehrleistung im Fokus, also darauf zu achten, Informationen zu liefern, die Auswege und Lösungen zu Problemen bieten. Ein Beispiel für diese serviceorientierte, konstruktive Berichterstattung ist die Beitragsrubrik "der Vergleich". Schon im Jänner hat die Sendung hier ausgerechnet, wann es beim Thema Wohnen besser bzw. günstiger war, zu mieten als zu kaufen. Das konkrete Ergebnis: auf 35 Jahre gerechnet ist es in den teuren Städten Innsbruck, Salzburg und Wien günstiger zu mieten. In Graz hingegen rechnet sich ein Eigentumserwerb schneller.
Auch die Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut OGM war dem Thema des Jahres mehrfach gewidmet. Dabei geht es darum, die Seher:innen der Sendung zu motivieren, bei einer aktuellen Umfrage mitzumachen. So kommt es zu Ergebnissen, wie der Durchschnitt des Publikums die Probleme der Teuerung einschätzt und bewältig. Dass diese Ergebnisse nicht notwendigerweise repräsentativ für die Bevölkerung stehen, stört nicht - das "konkret"-Publikum ist älter als der Durchschnitt und eher am Land als in der Stadt zuhause. Dabei zeigt sich, dass eintretende Widersprüche zu offiziellen Haltungen oder Einschätzungen die Wirklichkeit mitunter besser widerspiegeln, wenn etwa der Gouverneur der österreichischen Nationalbank mit einem baldigen Sinken der Inflation rechnet, das Publikum aber das Gegenteil erwartet.
Das Besondere an der Sendung "konkret" betrifft auch das Selbstverständnis als "TV-Magazin". Das bedeutet, dass die Redaktion nicht nur an den aktuellen Entwicklungen interessiert ist, sondern auch an den Themen der Zukunft wie an denen der Vergangenheit. Bei solchen "Zeitsprüngen" kann man viel lernen. So hat die Beitragsserie "konkret in die Zukunft" die Energiefragen zu einem Zeitpunkt in den Mittelpunkt gestellt, als man noch nicht wissen konnte, dass der Ukraine-Krieg die Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas - und damit seiner Konsumentinnen und Konsumenten - nachhaltig in Frage stellt. Lösungen wie Biogas, Windkraft und Solarenergie sind nicht nur klimaneutral, sondern auch unabhängig von den großen, meist fossilen Energiekonzernen. Und auch der Blick in die Vergangenheit ist, mit Hilfe des großen ORF-Archivs, ein öffentlich-rechtlicher Zeitsprung wie aus dem Lehrbuch. Von dort hat die "konkret"-Redaktion seinem Publikum Lösungen präsentiert, die dann im Lauf des Jahres als neue "Steine der Weisen" seitens der Politik geliefert worden sind: Strompreisbremse, Gaspreisdeckel und die Heizung um zwei Grad niedriger zu stellen, waren konkrete Tipps aus der Ölkrise der 70er Jahre, die jetzt wieder modern sind. Als besondere Zusatzleistung zum Tagesgeschäft hat die Redaktion dann noch im November mit einer Spezial-Ausgabe für besondere Aufmerksamkeit gesorgt.
Mit "konkret - sparen, wo es geht" - so der Titel dieser Hauptabendsendung - sollten Lösungen und Tipps geliefert werden, die der Alltag der Berichterstattung sonst übergeht. Wenn der tägliche Einkauf um 22 Prozent teurer ist als noch vor einem Jahr, ist es nicht genug, das zu beklagen, anzuprangern oder gar zu verteufeln, sondern zu versuchen, Handlungsanleitungen zu geben, wie man diesen Preisdruck umgehen kann. So warnte in dieser Spezial- Ausgabe eine Verhaltensökonomin davor, auf Rabatt-Marken und Sonderangebote zu hoffen und diese unreflektiert aufzunehmen. Denn letztlich sind Supermärkte keine Sozialmärkte. Sie nehmen es zu gleichen Teilen von den Konsument:innen und den - zumeist - kleineren Zulieferern. Auch Alternativen zu den Kosten des täglichen Verkehrs - der Individualverkehr hat sich rund um die Hälfte verteuert - hat diese Sendung geliefert. Ob Car-Sharing, Mitfahr-Apps oder das bewährte Bilden von Fahrgemeinschaften - das alles sind praktikable Lösungen, um die Kosten der Mobilität zu senken und das Klima zu schonen, ohne allzu großen Verzicht auf die persönliche Bewegungsfreiheit eingehen zu müssen. Wie man dem Ziel des Energiesparens im eigenen Haushalt näherkommt, hat der Einsatz von Wärmebild-Kameras gezeigt. Ein kurzer Aufruf beim Publikum hat gereicht und die Redaktion hätte über die überprüfungswilligen Mieter:innen beziehungsweise Besitzer:innen eine eigene Sendungsreihe machen können. Dieser Beitrag hat gezeigt, dass das größte Sparpotenzial im trockenen Thema "Dämmung" liegt: Wären alle Häuser besser gedämmt, könnte das einen Gutteil der nötigen Wärmeenergie einsparen. 2022 hat "konkret"-Moderatorin Münire Inam eine Karenz- Auszeit angetreten. Ihr Ersatz Philipp Maschl vertritt sie ebenbürtig und bildet mit Onka Takats und Marvin Wolf das Erfolgstrio von "konkret" - gerade und besonders in Zeiten der Preistreiberei und Ausbeutung der Konsument:innen.
Zahlen, Daten und Fakten zur Leistungskategorie Service, finden Sie im Datenteil des Public Value Berichts 2022/2023.