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Waltraud Langer
Bürgernähe – dem Publikum auf der Spur
"Es war wie bei einer Familienfeier", so das Resümee eines Besuchers beim Gartenfest zu "50 Jahre Landesstudio ORF Salzburg" im Sommer 2022 glücklich. Etwas Besseres kann man als Landesdirektorin kaum hören - zeigt es doch, dass sich das Publikum uns sehr nah fühlt. Ich muss kurz abschweifen: Ein Gartenfest in einem Landesstudio? Nun, in Salzburg gibt es tatsächlich einen wunderschönen Garten - ausgezeichnet mit der ersten "Natur im Garten"-Plakette vom Land Salzburg, mit vielen Blumen, mit Obstbäumen und Sträuchern. Und einem kleinen Teich, mit Seerosen und quakenden Fröschen.
Einen Sinn macht dieser Garten für uns natürlich nur, weil wir hier viele Sendungen produzieren. Mit Blick auf den Garten wird gekocht, es wird über Gesundheit geredet und Karl Ploberger macht hier regelmäßige Gartensendungen. Und weil das so ein besonderer Ort ist, haben wir den Garten im letzten Jahr auch für ein "Erdapfelprojekt" genutzt: eine Volksschulklasse ist gekommen, hat Kartoffeln gepflanzt, regelmäßig wurde das Gedeihen beobachtet, mit Sorge wurde das Werk von Wühlmäusen konstatiert und nach dem Sommer war es so weit: Mit tatkräftiger Unterstützung von Karl Ploberger wurden immerhin 11 Kilo Erdäpfel geerntet. Die Kinder waren begeistert. Es fühlte sich ein wenig wie Ostern an: man sucht, weiß nicht genau, was und wie viel man findet. Der große Spaß war damit nicht zu Ende. Unsere Fernsehköchin Iris Köck half den Kindern beim Erdäpfelschälen und -schneiden. Und schon wurden in unserer Fernsehküche hauchdünne Chips ins heiße Öl gelegt. Mit ein wenig Salz verziert entstanden köstlich knusprige Chips. Der Sinn des Ganzen? Das Thema regionale Ernährung, Nachhaltigkeit, Klima anhand eines im Landesstudio verorteten praktischen Beispiels in allen unseren Medien berichten. Damit von den rasch verputzten Erdäpfeln etwas blieb, haben wir die Schriftstellerin Helena Adler um einen Text gebeten. Sie schrieb "Unter die Erde" und las das Werk vor den Kartoffelstauden vor. So kam auch noch die Literatur ins Spiel.
Zurück zum Anfang. Genau in diesem Garten also feierten wir 50 Jahre Landesstudio mit unserem Publikum. Livemusik, Führungen durch das Haus von unseren Redakteurinnen und Redakteuren und natürlich gutes Essen und Trinken ergaben einen stimmungsvollen Nachmittag. Das sind genau die Stunden, in denen man sich dem Publikum extrem verbunden fühlt. Es wird miteinander geredet, gelacht, getratscht. Und wir wissen wieder, für wen wir da sind. Um das gleich am Beginn meiner Amtszeit für ganz Salzburg herauszufinden, startete ich im Frühjahr eine Bezirkstour. Es war mir wichtig, einen frischen Eindruck von Stadt und Land zu bekommen. Mir selbst ein Bild davon machen, was unser Publikum an uns schätzt, was fehlt, was stört. Nur so kann ich einschätzen, ob wir mit unseren Angeboten in TV, Radio, online, Social Media richtig liegen. In jedem Salzburger Bezirk hielt ich einen Vortrag über den ORF, an meiner Seite entweder Chefredakteur Gerd Schneider oder Programmchef Christopher Pöhl. Wir erzählten von unserem Arbeitsalltag, etwa, wenn irgendwo ein Hochwasser oder ein schwerer Autobahnunfall ist. Wie sind dann die Abläufe, wie funktioniert es, schnellstmöglich auf allen Plattformen präsent zu sein? Das Interesse bei den Veranstaltungen war groß, die Fragen zahlreich. Es kamen aber auch Anregungen. Etwa: "Warum soll jemand in den Pflegeberuf gehen, wenn ihr immer berichtet, dass da so ein Personalmangel ist? Warum sagt ihr nicht, dass das ein schöner, erfüllender Beruf ist?" Diesen Hinweis haben wir schnell auf Sendung umgesetzt. Ebenso der Vorwurf, dass das Wochenende auf Sendung glorifiziert werde, gleichzeitig aber sehr viele Berufsgruppen selbstverständlich am Wochenende arbeiten, sei es im Handel, im Tourismus oder in Krankenhäusern. (Und im Journalismus übrigens auch.) "Kann man sich bei denen nicht einmal bedanken?", fragte eine Frau unter tosendem Applaus.
Insgesamt hielt ich im letzten Jahr 17 Vorträge über den ORF. Darüber hinaus fanden zahlreichen Veranstaltungen im Landesstudio statt, bei denen ich das Publikum begrüßen durfte. Von der Präsentation von Dokumentationen bis zu Veranstaltungen wie dem Salzburger Kinderrechtspreis oder dem "SAG'S MULTI"-Wettbewerb. Das Ziel: immer zeigen, dass wir ein nahbarer ORF sind, der ein Interesse an seinem Publikum hat, mit allen im Gespräch sein will. Eines ist mir dabei aufgefallen: Nie kam es zu einer aggressiven oder unguten Stimmung. Ganz im Gegenteil. Viele outeten sich als Fans der Musik von Radio Salzburg oder der Moderatorinnen und Moderatoren. In der Früh ohne den Schmäh von Claudia Schneider und Wolfgang Zanon aufstehen? Unmöglich! Und "Salzburg heute"? - Das muss sein, wie soll man sonst wissen, was los ist? Und wer keine Zeit hat, schaut auf salzburg.ORF.at, um einen Überblick zu bekommen. Übrigens ist unsere tägliche Nachrichtensendung "Salzburg heute" schon seit 2021 mit dem Österreichischen Umweltzeichen "Green Producing" in Film und Fernsehen ausgezeichnet. Um auch für Junge ein adäquates Angebot zu haben, war die Einführung von Social Media eine meiner ersten Entscheidungen im Landesstudio. Auf Instagram präsentiert sich der ORF Salzburg als aktuelles, informatives und auch unterhaltsames Angebot. Wir kommen damit jenen entgegen, die nicht an eine bestimmte Zeit gebunden sein wollen oder können, sondern selbst wählen, was sie wann und wo konsumieren wollen.
Zuletzt: Was ist eigentlich das Ziel eines Landesstudios? Nun, unser Publikum soll sich sehr gut informiert fühlen, über Landes- und Gemeindepolitik, aus unterschiedlichen Perspektiven. Wir wollen aber auch unterhalten und viel Service bieten, wie bei Wetter und Verkehr. Und: Die Menschen, die in Salzburg leben, sollen sich in unseren Programmen selbst spüren, mit all ihren Dialekten hören und sehen. Wir bilden Brauchtum genauso ab wie kulturelle Ereignisse, wirtschaftliche ebenso wie politische Entscheidungen und bringen "Best-Practice- Beispiele" auf Sendung, um guten Ideen eine Bühne zu bieten. Darüber hinaus gilt es auch, einem Bundesland wie Salzburg in ganz Österreich Präsenz zu geben, den Stellenwert abzubilden. Und so werden von Salzburg - und allen anderen Bundesländern abwechselnd - "Guten Morgen Österreich"-Wochen für ORF 2 bespielt, Dokumentationen für "Österreich Bild" oder "Erlebnis Österreich" produziert. Gleich vier Mal produzieren wir während der Salzburger Festspielzeit "JedermannJedefrau - Das Salzburger Festspielmagazin" aus Salzburg - auch dieser Sendung wurde 2022 übrigens das österreichische Umweltzeichen "Green Producing" in Film und Fernsehen verliehen. Shows wie "9 Plätze - 9 Schätze" werden mitgestaltet und allen verschiedenen nationalen Plattformen werden Angebote gemacht. Zum Beispiel Konzertaufnahmen von der Mozartwoche oder den Salzburger Festspielen für Ö1. Oder Berichte von den Rauriser Literaturtagen oder dem Jazzfestival in Saalfelden. Schließlich ist der ORF ein Rundfunk für alle - einerseits ist er da, um allen in Österreich lebenden Menschen ein möglichst umfassendes Angebot zu bieten, andererseits, um möglichst vielem, was sich hier ereignet, einen Platz zu geben.
Zahlen, Daten und Fakten zur Leistungskategorie Bürgernähe, finden Sie im Datenteil des Public Value Berichts 2022/2023.