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Ass.Prof.in Dr.in Cornelia Brantner Programmstrukturanalyse des ORF-Programms Die jährlich als Teil des Qualitätssicherungssystems des ORF durchzuführende Programmanalyse der Fernsehprogramme des ORF wird seit dem Jahr 2015 vom Institut für Wissenskommunikation und angewandte Forschung (IWAF) mit Sitz in Wien durchgeführt. Mir obliegt gemeinsam mit Jürgen Pfeffer, Professor für Computational Social Science & Big Data an der TU München, die Projektaufsicht und -verantwortung. Dabei wird das gesamte ORF-Programm laut den im öffentlich-rechtlichen Kernauftrag gem. § 4 Abs. 2 ORF-Gesetz festgelegten vier Kategorien Information, Unterhaltung, Kultur und Sport kategorisiert: Der ORF hat in Erfüllung seines öffentlich-rechtlichen Programmauftrags ein alle vier Kategorien umfassendes Gesamtprogram anzubieten und sich dabei an der Vielfalt der Interessen aller Nutzer:innen zu orientieren und diese ausgewogen zu berücksichtigen. Die jeweiligen Anteile am Gesamtprogramm - dies umfasst die vier Sender ORF 1, ORF 2, ORF III und ORF SPORT+ - haben dabei in einem angemessenen Verhältnis zueinander zu stehen.

Um den Programmauftrag sicherzustellen ist der ORF gesetzlich verpflichtet, jährlich eine Programmstrukturanalyse durchzuführen. Den entsprechenden Auftrag hat das IWAF 2015 auf Basis einer öffentlichen Ausschreibung erhalten. Die im Folgenden kurz erläuterte Kategorisierung des gesamten ORF-Fernsehprogrammes wird dabei auf Basis eines am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft entwickelten Kategoriensystems durchgeführt und entspricht dem Gutachten von Haas, Brantner und Herczeg aus 2013.

Das Team von Codierer:innen ordnet die einzelnen ORF-Sendungen Programmkategorien zu. Diese Feinkategorien reichen von 100 "Nachrichten", über 421 "Kulturmagazin", 515 "Kinderfilm", bis 996 "Animationsserie". Die Codierung wird in einer Filemaker-Datenbank durchgeführt. Diese enthält Metainformationen für alle einzelnen Sendungen, die im entsprechenden Jahr auf allen vier Sendern ausgestrahlt wurden, wie zum Beispiel Sender, Datum, Start-/Endzeit, Dauer, und Titel der Sendung. Die eigene Codierung der Feinkategorien seitens des ORF, ORF Teleplan und die ORF-Webseiten liefern den Codierer:innen Informationen über die jeweiligen Sendungsinhalte, bei Unklarheit werden die Sendungen inspiziert. Das für die Inhaltsanalyse entwickelte Codebuch bietet Anleitungen und zahlreiche Ankerbeispiele, welche die Zuordnung in die richtige Feinkategorie erleichtern.

Prinzipiell wird bei der Einteilung der Sendungen danach vorgegangen, worauf im jeweiligen Sendungsformat der Fokus liegt. Um wissenschaftliche Qualitätsstandards zu erfüllen und die Validität und Reliabilität der Codierung gewährleisten, wird eine entsprechende Schulung der Codierer:innen durchgeführt, die mit einem Intercoderreliabilitätstest abschließt. Diese soll Validität und Reliabilität der Codierung gewährleisten.

Weiters werden im Rahmen der Projektaufsicht während und nach Abschluss der Codierung die vorgenommenen Zuordnungen stichprobenartig überprüft. Diese Programmkategorien werden dann jeweils in eine der vier genannten Grobkategorien gruppiert. Eine solche Zuordnung zu nur einer Kategorie ist teilweise mit Einschränkungen verbunden, da bei manchen Feinkategorien mehrere Zuordnungen argumentierbar wären. Dies ist darin begründet, dass es etwa zwischen Unterhaltung und Information, zwischen Information und Kultur oder zwischen Unterhaltung und Kultur Überschneidungen gibt, wie z. B. in Hybridformaten oder der täglichen Berichterstattung über Kultur- oder Sportthemen in Nachrichtensendungen.

Die Einteilung der Programmkategorien in die vier Grobkategorien Information, Unterhaltung, Kultur und Sport erfolgt aber prinzipiell danach, auf welche der vier Kategorien in der Feinkategorie das Hauptaugenmerk gelegt wird. Beispielsweise werden gemäß Codebuch die Kategorien "173 Nationale Volkskultur/-kunde" und "225 Volksgruppen-Sendungen" der Grobkategorie Kultur zugeordnet, da in diese Kategorien eingeordnete Sendungen einem zeitgenössischen Kulturbegriff entsprechen.

Die abschließende Auswertung erfolgt für alle vier Sender - einzeln und zusammen - für das gesamte Berichterstattungsjahr. Berichtet wird der prozentuelle Anteil der jeweiligen Kategorien am Gesamtprogramm in Sekunden. Die Ergebnisse dienen dem Nachweis der Erfüllung des Programmauftrags und fließen in den ORF-Jahresbericht ein.