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Creating the Common Good

Public Value Bericht 2015/16: Mag.a Ursula Maria Probst – Kunsthistorikerin


Als öffentlich-rechtlicher Sender unterliegt der ORF einem Versorgungs- und Bildungsauftrag, der frei von politischer Einflussnahme einen Integrationsauftrag zu erfüllen hat. Angesichts der Privatisierung und Kommerzialisierung unserer Medienkultur ist der ORF deshalb gefordert, permanente Überlegungen in Hinblick darauf anzustellen, was wir heute als Allgemeingut in medialer Hinsicht verstehen und zu hinterfragen, welche Qualitätskriterien dem durch Privatsender forcierten Quotendruck (der auf andere kulturelle Ressourcen wie Verlage übergreift) entgegenzusetzen sind.

Gegenüber Unschärferelationen gilt es hier, einen klaren Bezugsrahmen zu schaffen und sich mit den Defiziten, Lücken und problematischen Aspekten zu befassen. Das bedeutet, sich auch einem Minderheitenprogramm unter zunehmender Einbeziehung von Migrationsströmungen zu widmen, sich mit den Codes von Mikrogemeinschaften auseinanderzusetzen und hier neue Medienkonzepte zu entwickeln, eine neue Sozialgeschichte der Medien zu betreiben, biopolitischen Kräften des Kapitals entgegenzutreten, um dem Anspruch einer Schaffung von Public Value gerecht zu werden. Gegenüber einem um sich greifenden ultraliberalen Ökonomisierungsdruck gilt es, die Grenzen zu erweitern und neue Kriterien in der Quantifizierung von Erfolg zu schaffen. Die Herausforderung besteht also darin, wie in unserer heutigen Mediengesellschaft, die starken Informationsfluten und Beschleunigungsprozessen unterliegt, substanzielle Konzepte oder ein anderer Fokus zur Schaffung emanzipatorischer Systeme erarbeitet werden kann. Gegenüber Entfremdungstendenzen oder diktatorischen Neigungen mit popkulturellem Appeal, wie sie durch Social Media mitkultiviert werden, gilt es, neue Bewegungsspielräume zu aktivieren. Automatisierungsprozesse, gelenkt von Algorithmen, bestimmen heute unsere Weltwirtschaft. Die Aufgabe der Medien, die mit öffentlichen Geldern hantieren, besteht somit darin, aufzuzeigen, wie sich die Parameter gesellschaftspolitischer Strukturen derzeit rasant verändern, die dahinter verborgenen Mechanismen zu kommunizieren, sowie für alle lebenswerte Gesellschaftsmodelle anzuregen. Michel Bauwens, der Gründer der Foundation für Peer-to-Peer Alternatives, praktiziert in Zusammenarbeit mit einer globalen Gruppe von Forscherinnen und Forschern derartige alternative Modelle (www.p2pfoundation.net).

Mit der von Robert Punkenhofer und mir kuratierten Ausstellung »Creating Common Good« präsentierte das KUNST HAUS WIEN in Kooperation mit der Vienna Art Week 2015 35 internationale künstlerische Positionen wie Teresa Margolles, Santiago Sierra und Jorge Galindo, Atelier Van Lieshout, Joseph Beuys, Ines Doujak, transparadiso, tat ort oder Ina Wudtke, die sich mit dem Thema »Gemeinwohl« befassten. Ressourcen wie Luft, Wasser, öffentliche Räume, Gesundheitswesen, öffentliche Medien und Dienstleistungen, Bildung, Forschung, Internet und kulturelles Erbe, die wichtige Grundlagen menschlicher Zivilisation bilden, werden zunehmend wirtschaftlichem Profitdenken unterworfen, privatisiert und elitarisiert.

Der griechische Philosoph Aristoteles verstand unter Gemeinwohl das größte Glück der größtmöglichen Anzahl von Menschen. Wohingegen der Liberalismus in der Realisierung der individuellen Freiheit die beste Ausprägung des Gemeinwohls sieht. Mit der Behauptung »There is No Alternative« forcierte die konservative britische Premierministerin Margaret Thatcher in den 1980er Jahren eine neoliberale Wirtschaftspolitik, deren Deregulierungsmaßnahmen die Verteilung von Gütern innerhalb der Gemeinschaft ins Kippen brachte. Dem setzte der Ökonom Thomas Palley mit »TINA is out, es lebe TIAA« den Slogan »There is An Alternative« und das Modell einer offenen Gesellschaft entgegen.

Wir befinden uns heute mitten im globalen, digitalen Zeitalter, dessen Kehrseite laut der amerikanischen Soziologin und Wirtschaftswissenschaftlerin Saskia Sassen es ist, dass durch einen entfesselten Weltmarkt der Finanzproduktion bewirkte Bedingungen es mit sich bringen, dass private Interessen für sich eine Umgebung schaffen, die sich um das Gemeinwohl nicht mehr kümmert. In gegenwärtigen Gemeinwohldiskussionen (Public Value) wird davon ausgegangen, dass die Interpretation von Gemeinwohl sehr stark kontextabhängig ist. Gemeinwohl als regulative Idee bezieht sich auf Werte, die eine Gemeinschaft und Gesellschaft konstituieren und dem/der Einzelnen gleichzeitig eine aktive Mitgestaltung ermöglichen, um als soziales Wesen zu überleben. Involviert in derartige Prozesse sind künstlerische Projekte, die gegenüber einer zerstörerischen globalen Wirtschaft, der krassen Ungleichheit, Verteilungskrisen, systemimmanenter Korruption, Lobbyismen, Flüchtlingsbewegungen und der Zerstörung der Umwelt und ihrer Ressourcen und daran geknüpfte Phänomene Position ergreifen. Künstler/innen und Kollektive formulieren neue Kriterien und Szenarien zur gemeinsamen Schaffung und Nutzung von Ressourcen, appellieren durch ihre neue Realitäten schaffenden Projekte mit ethischem Anspruch an mehr politisches und mediales Verantwortungsbewusstsein.

Die Autorin
Ursula Maria Probst ist Kuratorin, Kunsthistorikerin, Kunstkritikerin und Künstlerin. Sie kuratierte u.a. die Ausstellung »Creating Common Good« im KUNST HAUS WIEN 2015.



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