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Der Vorteil des Dreiländerecks

Iris Hofmeister, ORF Kärnten


„Gelati, Coccobello, Lunapark“ … das sind wohl die ersten Begriffe auf Italienisch, mit denen viele von uns schon als Kinder in Berührung gekommen sind, und die uns in gewisser Weise geprägt haben. Wer erinnert sich nicht gerne zurück – an den Sommerurlaub, gemeinsam mit der Familie, an den Stränden der Oberen Adria? Das salzige Meerwasser, in dem man so herrlich plantschen oder mit dem Tretboot hinausfahren kann; am Sandstrand Ballspielen oder Burgen bauen und am Abend – gestärkt durch Pizza oder Pasta – eine Runde mit dem Tandem durch die bis weit in die Nacht bevölkerten Straßen unseres Urlaubsortes fahren.
Erste Kontakte mit anderen Urlauberkindern wurden geknüpft – und auch wenn wir nicht die gleiche Sprache gesprochen haben, verstanden haben wir uns auch so und gemeinsam Spaß gehabt. All diese Erinnerungen haben wir abgespeichert.

Ausflüge über die ehemalige Grenze haben für viele Kärntner/innen Tradition –sei es nur, um ab und zu in der Grenzstadt Tarvis italienisches Flair zu genießen oder um bei einem Ausflug nach Slowenien die Batterien wieder aufzuladen. In Nachbars Garten schmecken die Kirschen bekanntlich viel besser – in unserem Fall ist es zum Beispiel der Kaffee. Sobald
wir die Autobahn in Richtung Süden entlangfahren und an der ersten Raststation, dem Autogrill in Campiolo, einkehren und einen ≫echten≪ italienischen Cappuccino genießen – dann überkommt uns ein Hochgefühl. Nicht nur der Kaffee, auch das Klima, die Mode, die Lebensart … es ist schwer, konkret zu beschreiben, was es tatsachlich ausmacht, das so
viele Kärntner/innen immer wieder zu den südlichen Nachbar/innen zieht und umgekehrt. Vieles erscheint anders, nur wenige Kilometer von unserem Zuhause.
Wir nehmen den Unterschied bewusst wahr und dennoch – so scheint es – schwingt immer
etwas Vertrautes mit. Es gibt viele Lebensentwurfe im Alpen-Adria-Raum. Vielen reicht die
Vorfreude auf den alljährlichen Sommerurlaub am Meer … andere wiederum sind regelmäßige „Grenzgänger“, auch wenn für sie, in ihrem Alltag, Grenzen schon lange nicht mehr existieren.

A., eine gebürtige Slowenin, zum Beispiel, hat sich dazu entschlossen, ihren Lebensmittelpunkt von Slowenien nach Kärnten zu verlegen, um mit ihrem Mann hier eine Familie zu gründen. Sie leben jetzt in einem kleinen Ort nahe der ehemaligen Grenze zu Slowenien, wo anfangs alles neu für sie war. Aber sie hat sich darauf eingelassen, die Sprache bzw. den in ihrem neuen Heimatort vorherrschenden kärntnerisch-slowenischen Dialekt erlernt und sich ihren eigenen Platz geschaffen, den sie jetzt als ihre Heimat sieht.
M. wiederum hat eigenen Angaben zufolge gleich zwei Heimaten, die sie beide nicht
missen mochte. Sie wurde in Kärnten geboren und ist seit ein paar Jahren – nach einem Studienaufenthalt in der Hafenstadt Triest – mit einem Italiener verheiratet. Knappe 200 Kilometer liegen zwischen den zwei Welten, in denen sie sich regelmäßig bewegen. Das Meer, den See, die Berge – strikt geplante Tagesablaufe vs. „dolce fare niente“ – Termine, die eingehalten werden vs. Umgangspartner, die es oft nicht so genau nehmen und denen
man mehrmals nachtelefonieren muss, bis sie überhaupt reagieren – die Zeitungsverkäuferin, die dich beim Namen kennt, schon von weitem grüßt und fragt, wie dein Tag so war vs. verlegene Blicke in Richtung Boden, während man gemeinsam den Lift
benutzt – Verkehrschaos in der Großstadt inklusive Hup-Konzert und oft nervenaufreibender
Parkplatzsuche vs. idyllischem Kleinstadtflair, wo die Ampeln gelb als Zwischenstufe haben,
damit sich die Verkehrsteilnehmer/innen auf das Weiterfahren einstellen können … die Liste
der Kontraste könnte wohl noch erweitert werden mit scheinbaren Banalitäten, die doch auffallen, wenn man beides kennt, so wie viele „Alpeadriaisti“, die den Alpen-Adria-Raum als ihren Lebensmittelpunkt sehen.
Dieser gehört auch für zahlreiche Schüler/innen und Studierende im Dreilandereck mittlerweile zum Alltag im Fremdsprachenunterricht– damit „Gelati, Coccobello und Lunapark“ nicht die einzigen Worte bleiben, die sie in der Muttersprache der Nachbar/innen
kennen. Auch Auslandspraktika – früher unter konservativen Zeitgenoss/innen eher als „Zeitvertun“ abgetan – gehören heutzutage zu jedem erfolgversprechenden Lebenslauf. Je früher, desto besser. Wer es – gerade in jungen Jahren – geschafft hat, sich im Ausland zu behaupten und zum Beispiel in einer Gastfamilie oder Gastschule zurechtzufinden, hat eine bedeutende Lektion fürs Leben gelernt.

Das Erleben des Lebens in Europa, in Osterreich, und dafür mag die Dreiländerregion Österreich-Slowenien-Italien beispielhaft sein, ist eine Frage des Blickwinkels. Es kommt darauf an, inwieweit wir uns im Hier und Jetzt auf das ≫Andere≪, das ≫Fremde≪ und Unbekannte, mitunter in gewissen Situationen sicher auch Verstorende einlassen und was wir aus den selbst gewonnen Erfahrungen machen – jede/r für sich. Und hier setzt der öffentlich-rechtliche Auftrag, hier setzt der ORF mit den Stichworten Föderalismus und Verpflichtung zur österreichischen Identität im Licht der europäischen Integration an. Mit
seiner grenzübergreifenden Berichterstattung in allen drei Medien will der ORF Kärnten Brückenbauer und Bindeglied zwischen den Kulturen sein.

In der Sendereihe ≫Servus, Srečno, Ciao≪ berichtet der ORF Kärnten seit dem Jahr 2000 in Radio Kärnten und seit 2002 jeden Samstag nach der Fernseh- Informationssendung „Kärnten heute“, sowie online aus den Nachbarländern Slowenien und Italien und auch aus Kroatien. Die Sendungsbezeichnung setzt sich aus den Grusformeln des einzigartigen Kultur- und Sprachendreiecks, das einer kleinen EU in der großen EU gleicht, zusammen.
Das Leben unserer Nachbar/innen, ihre Traditionen, Kulinarik, Veranstaltungen und Ausflugstipps stehen im Vordergrund der Beiträge.

Es gibt immer wieder auch Berichte über grenzüberschreitende EU-Projekte, von denen alle
Beteiligten profitieren und die auch die Vorteile eines gemeinsamen Europas bewusst machen. 2016 erhielt das ORF Landesstudio Kärnten den „Europaeus“ in Velden, sowie den „Otto von Habsburg Journalistenpreis“ als erste europäische TV-Anstalt für die Förderung der Minderheiten-Medien und ihre Themen. 2014 wurde „Servus, Srečno, Ciao“ mit der Silber-Auszeichnung beim „European Public Communication Award“ ausgezeichnet.
Der Preis wird vom Ausschuss der Regionen für innovative Projekte vergeben. Das
Landesstudio erhielt den Preis als einzige TV-Anstalt Europas.
Der Blick über die ehemaligen Grenzen hinweg soll die Zuseher/innen dazu ermutigen, die
Lebensweise der Nachbar/innen kennenzulernen, sie und ihre Eigenheiten dadurch vielleicht ein bisschen besser zu verstehen und das Eine oder Andere von ihnen zu lernen, ohne dabei ihre eigene Identität und die eigenen kulturellen Wurzeln aufzugeben. Das Motto „In Vielfalt geeint“ steht für den Europagedanken, der – gerade in Zeiten wie diesen – nicht nur in der großen Staatengemeinschaft weiterhin Bestand haben sollte. Dem Gedanken „Bei uns ist es anders als in Europa“ soll der Gedanke „Bei uns ist es wie überall in Europa“ – vielfältig und eben deshalb lebenswert“ entgegensetzt werden, selbstverständlich bei Wahrung kritisch journalistischer Distanz.
Die europäische Idee ist längst nicht mehr eine reine Idee der Werte. Man sollte das Ganze betrachten und nicht nur einen Teil davon, um zu verstehen, warum gewisse Dinge auch hierzulande so funktionieren, wie sie funktionieren. Dennoch erscheint es wohl nicht vermessen zu denken: Es gibt viele Lebensentwurfe im Alpen-Adria-Raum, die wohl alle für sich ihre Berechtigung haben. In jedem Fall zeigt das Leben der Menschen im Dreilandereck,
dass auch im „Kleinen“ viel bewirkt werden kann, wenn Offenheit gegenüber Vorurteilen überwiegt.

Die Autorin:

Iris Hofmeister ist Redakteurin im Landesstudio Kärnten.





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