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Es brennt ein Feuer in Europa

Margit Desch, Radiodirektion


Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben von Feuer, ein Zitat von Gustav Mahler – auch als Botschaft an das internationale Radio-Netzwerk? Die institutionalisierte Zusammenarbeit der Radios hat eine lange Tradition und eine bewegte Geschichte, der österreichische Rundfunk war von Anfang an Motor dieser Entwicklung.
Als in den frühen 20er-Jahren ein Rundfunk-Pionier aus Österreich die Idee von gemeinsamen europäischen Radio-Programmen und vom internationalen Programmaustausch vorantrieb, ahnte wohl niemand, was aus dieser internationalen Zusammenarbeit einmal werden würde. Dieser Pionier war Oskar Czeija, nicht nur Gründer des Rundfunks in Österreich, sondern 1925 im Genfer Völkerbundpalast auch Mitglied der Gründungsversammlung der Union Internationale de Radiodiffusion (UIR), des ersten internationalen Zusammenschlusses von Rundfunkstationen. Drei Jahrzehnte später ging daraus die „Europäische Rundfunk Union“ hervor, besser bekannt als EUROVISION im TV und als EURORADIO im Hörfunk.
Völkerverständigung und europäische Integration gehörten anfangs zu den Hauptmotiven für den Aufbau eines internationalen Netzwerkes für den Programmaustausch im Rundfunk. Und heute?
Der ORF leistet als „Fenster zur Welt sowie Stimme Österreichs und seiner Kultur auch jenseits der Landesgrenzen“ nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur europäischen Integration und zum Verständnis internationaler und globaler Zusammenhänge. Im ORF-Leitbild ist dieser Grundsatz mit „Wir sind Fenster zu Europa und der Welt“ betitelt.
Im internationalen Musikaustausch bilden Konzerte aller Genres von Bilderbuch bis Bach oder von Skero bis Skrjabin das Musikleben der jeweiligen Länder ab. Über das Euroradio-Netzwerk bieten öffentlich-rechtliche Radios ihren Content allen anderen EBU-Mitgliedern an. Insgesamt wurden 2016 im Austauschpool 2.962 Musikaufnahmen angeboten und 24.541-mal abgerufen. Jede Aufführung wird im Durchschnitt in 7 Ländern, die Highlights in bis zu 30 Ländern ausgestrahlt. Zu Recht spricht so mancher von „Euroradio als dem größten Konzertsaal der Welt“.
Mit jährlich ungefähr 200 Musik-Angeboten (Ö1 und FM4) gehört der ORF zu den großen Akteuren im Euroradio-Netzwerk, umgekehrt haben wir im Vorjahr 426 Konzerte/Opern aus den berühmtesten Konzertsälen, Opernhäusern und den angesagtesten Festivals Europas abgerufen – eine Win-win-Situation.
Das gilt auch für die bilaterale Zusammenarbeit zwischen EBU-Mitgliedern. Mehr als 300 Wortproduktionen (Hörspiele, Features, aktuelle Beiträge) werden im deutschsprachigen Raum jährlich ausgetauscht. Und mit über 1.500 Produktionshilfen pro Jahr wird sichergestellt, dass zum Beispiel der Ö3-Live-Einstieg von Adi Niederkorn aus Alta Badia klappt, die Ö1-Wissenschaftsredaktion einen Hamburger Experten im NDR-Studio via ISDN-Leitung interviewen kann oder die BBC Radio3 Show zum Neujahrskonzert aus dem Funkhaus live auf Sendung geht.
Für diese vielfältigen internationalen Kooperationen, die großteils auf Reziprozität basieren, dient der „International Relations Code of Practice“ den EBU-Mitgliedern als Richtlinie für eine einheitliche und effiziente Abwicklung.
Der Austausch zwischen den öffentlich-rechtlichen Medien schafft zusätzlich zum wirtschaftlichen Nutzen vor allem eine bemerkenswerte internationale Programmvielfalt. Dieser internationale „Mehr-Wert“ ist das Ergebnis eines aktiven Netzwerks mit gut funktionierenden Kommunikationsstrukturen sowohl mit der EBU als auch zwischen den EBU-Mitgliedern. Der umfangreiche Austausch von Radio-Content und Knowhow setzt eine permanente Weiterentwicklung der erforderlichen internationalen Infrastruktur und Richtlinien voraus. Dahinter stecken als treibende Kraft International-Relations-Verantwortliche in den einzelnen Organisationen, vertreten durch die EURORADIO International Relations Group, immer wieder auch als „Scharnier“ zwischen EBU und den Mitgliedern bezeichnet.
Und was braucht’s, um das Feuer der internationalen Kooperationen am Lodern zu halten? Mit klar definierten Kommunikationsstrukturen und innovativen Vernetzungsstrategien muss weiterhin auf Strukturänderungen reagiert werden, um für die öffentlich-rechtlichen Medien auch zukünftig verlässlichen internationalen “Mehr-Wert“ zu schaffen.

Die Autorin:
Margit Desch verantwortet die internationale Zusammenarbeit der ORF-Radios.



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