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Aufgetischt in Usbekistan

#Konrad Mitschka, Redakteur des Public-Value-Reports


Österreichs Außenhandel, das sind laut Klischee Mozart, seine Kugeln und die Lipizzaner. Gemäß amtlicher Statistik sind unsere Exportschlager Maschinen, Fahrzeuge und Medikamente. Und dann gibt es da noch ein Drittes: Die Ausfuhr von Kultur. Und da kommt der ORF recht bald ins Spiel.

Fragt man einen durchschnittlichen Amerikaner, was er denn mit Österreich assoziiert, kommt als Antwort „The Sound of Music“. Mit ein bisschen Pech fängt das Gegenüber dann auch noch an, „Edelweiß“ zu trällern, nur leider nicht so wunderbar wie Julie Andrews in der Hollywood-Schmonzette über die Salzburger Familie Trapp. Das Erstaunliche daran: Dieses Österreich-Klischee ist hierzulande weitgehend keines, „The Sound of Music“ vielen unbekannt. Aber es bringt Jahr für Jahr zahlreiche US-Tourist/innen und ihre Dollars nach Salzburg.

Österreich im Film, das ist also gut für die heimische Wirtschaft. Der größte heimische Film(ko)produzent, der ORF, weiß das, und steckt jedes Jahr an die hundert Millionen in die österreichische Filmindustrie. Geld, das vervielfacht nicht nur direkt und indirekt dem Land zugute kommt, wie das WIFO einmal ausrechnete, sondern das eben auch über Umwege nützt. Wann immer z.B. einer der ORF-Beiträge, die auf 3sat zu sehen sind, läuft, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Österreich im Bild ist, z.B. über die „Tage der deutschsprachigen Literatur“, Schwerpunkte wie „Klösterreich“ oder das „Schönbrunner Sommernachtskonzert“. Und Österreich im Bild ist ein Anreiz, das Land einmal zu besuchen. Das gilt auch für die Schirennen, die die ORF-Technik – etwa Kitzbühel – mit großem Aufwand überträgt, oder für andere Sportbewerbe. Die Österreich-Radrundfahrt generierte dank ORF einen Werbewert von 2,5 Millionen Euro, wie eine Medienanalyse von United Synergies einmal ergab. Die Nächtigungen in der Region stiegen nachweisbar, ein Effekt, der sich auch für Sportübertragungen aus Neusiedl am See zeigen ließ. Im Burgenland spielte denn auch die Serie „Der Winzerkönig“, die jahrelang für Fremdenverkehr sorgte. Ähnliche Effekte sind daher auch für die Landkrimis, die „SOKOs“, für „Vier Frauen und ein Todesfall“ oder andere Serien zu erwarten.

Die weiche Macht der Kultur
Filme und Serien aus Österreich bringen aber noch mehr als monetäre Wertschöpfung, sie sind kulturell wirkmächtig. Natürlich bei weitem nicht so wie Hollywood-Produktionen, die Verhalten und Duktus ganzer Generationen beeinflussen können, Wirkung aber zeigen Unterhaltungsproduktionen allemal. Sei es, dass sie international österreichische Sprache pflegen und erweitern, man denke da an Sissi, Mundl & das aktuelle Co, die „Vorstadtweiber“. Sei es, dass die Zuseher/innen einfach, weil sie sie sehen können, österreichische Sitten und Gebräuche wahrnehmen und verinnerlichen. Es macht einen Unterschied, ob man im Tatort bundesdeutsch spricht oder Österreich zeigt, von der Differenz zwischen Housewife und Vorstadtweib ganz zu schweigen.

Japan, Katar und Usbekistan
Österreichische Lebensart und Kultur exportiert der ORF sowohl hörbar als auch sehbar. Via Hörfunk etwa konnten allein durch die Opernübertragung „Lady Macbeth von Mzensk“ aus Wien über elf Millionen Hörer/innen erreicht werden. 2017 wurden insgesamt 199 Konzert- und Opernmitschnitte für internationale Radiostationen angeboten und international 640 Mal ausgestrahlt. Ähnlich die Erfolgsbilanz fürs Visuelle: Österreichische „Tatorte“ oder auch die Dokumentation über den Lungau wurde u.a. in den Iran exportiert. In Thailand sah man derweil die „Nockberge“ im öffentlich-rechtlichen Sender Thailands, Finninnen und Finnen konnten sich via YLE an „Der letzte großer Kaiser – Franz Joseph I“ ergötzen, „Aufgetischt“ wurde im Sender „Dunyo bo’ylab“ in Usbekistan ausgestrahlt, und „Universum“ sah man in Japan, Vietnam und auch Katar. Insgesamt hat die ORF-Enterprise-Abteilung „CSI“ (kurz für: Content Sales International) 2017 1.389 Produktionen for 355 Kund/innen lizenziert. Hinzu kommen all jene Beiträge der ORF-TV-Information, die über den Nachrichtenaustausch der öffentlich-rechtlichen Sender Europas und Nordafrikas im Ausland gezeigt werden. Zahlen dazu gibt es nicht, man wird aber davon ausgehen können, dass jeder Beitrag, der auf Österreich Bezug nimmt, unsere Heimat zumindest einmal in Erinnerung ruft. Ob das unmittelbar zur Reisebuchung oder Investition ins Land führt, lässt sich nicht sagen, Voraussetzung für dergleichen ist aber das Bewusstsein, dass es so einen lebenswerten Flecken wie Österreich gibt, allemal. Und dieses Bewusstsein lässt sich eben nicht nur durch Mozartsymphonien und -kugeln, Lipizzaner oder Waren made in Austria, sondern auch durch ORF-Exporte generieren.


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Aufgetischt in Usbekistan
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