Eigentlich ist das Radio ein fast schon exotisches Medium in einer Welt, die immer lauter und bunter wird. Denn es bescheidet sich damit, nur einen der fünf Sinne anzusprechen und lässt dadurch seinen Hörern viel Platz für eigene Phantasien. Für mich besteht der besondere Reiz darin, Kunstwerke in sprachliche Bilder zu verpacken, die dann vor den inneren Augen der Hörer erscheinen. Natürlich nicht genau so, wie die Gemälde in der Galerie hängen, sondern so, wie der Hörer sie sehen will. Er oder sie ist damit zu einem kreativen Akt verleitet, der natürlich weit befriedigender ist, als nur ein Fernsehbild zu sehen, das in einer sekundenschnellen Kamerafahrt entstanden ist. Besonders geeignet ist das Radio, die Gedanken zu kommunizieren, die die Künstler umtreiben – die ich als Seismographen der Nation betrachte. Ob der Hörer oder die Hörerin dann auch noch in die Ausstellung geht, um das Bild in natura zu betrachten und vielleicht seine ganz spezielle Aura zu entdecken: das ist dann wieder eine ganz andere Geschichte.
