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Klaus Unterberger, Leiter Public-Value-Kompetenzzentrum #101 Die Frage ist nicht: „Was kommt?“, sondern vielmehr: „Was könnte sein?!“
Stellen Sie sich vor: 2040 hat sich die Gesellschaft grundlegend verändert. Wie funktioniert die digitale Medienwelt, was ist aus dem ORF geworden? Nach einer Reihe existenzbedrohender Pandemien und nachfolgender sozialer Krisen hat sich die europäische Republik noch in ihrem Gründungsjahr 2025 auf eine gemeinwohlorientierte Organisation und Finanzierung ihrer öffentlichen Medienstruktur geeinigt. 2026 wird das EPN, das „European Public Network“ gegründet, eine digitale Plattform als Infrastruktur aller öffentlichen Mediensysteme Europas, die die mediale Grundversorgung für alle Bürgerinnen und Bürger liefert und zugleich einen nichtkommerziellen öffentlichen Kommunikationsraum schafft, einen „Public Open Space“. Die neue Medien- und Kommunikationsplattform ist ein Zusammenschluss der öffentlich-rechtlichen Sender Europas, der nicht-kommerziellen Regional- und Lokalmedien in Kooperation mit den Universitäten, den Schulen, den öffentlichen Bildungseinrichtungen, den Archiven und Museen, dem öffentlich finanzierten Kulturbetrieb und Kreativsektor, dem öffentlichen Gesundheitsbereich, den öffentlichen Institutionen und kommunalen Einrichtungen sowie der Zivilgesellschaft. Damit erhalten die Bürgerinnen und Bürger Europas auf den multimedialen Ausspielkanälen der EPN grundlegende Informationen, die für ihr bürgerschaftliches, gesellschaftliches, soziales und kulturelles Leben relevant sind. Es entsteht ein frei zugänglicher, barrierefrei inklusiver öffentlicher Diskursraum, der gesellschaftliche Kommunikation und Interaktion als Voraussetzung für das Gelingen demokratischer Gesellschaften möglich macht. Alle Inhalte, die durch die EPN vermittelt werden, unterliegen einer strengen und transparenten Qualitätskontrolle, die auf konsensualen öffentlichen Werten beruht. Dafür haben sich zentrale Qualitätskriterien durchgesetzt: Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit, Überprüfbarkeit, Inklusion, Diversität und Gemeinwohlorientierung. Ein Code of Conduct schließt Negativeffekte wie Falschinformation, Propaganda, Hate Speech oder grobe Verletzungen journalistischer Sorgfaltspflicht aus. Investigativer, kritischer Qualitätsjournalismus wird dadurch nicht nur gefördert, sondern erhält den Status einer vertrauenswürdigen Nachrichtenquelle, auf die sich die Mediennutzerinnen und -nutzer verlassen können. In Österreich bietet seit 2027 die ÖMP, die „Öffentliche Medien Plattform“ (als Teil des „European Public Network“, ehem. ORF) auf der Basis eines vom österreichischen Medienkonvent in den Jahren 2025–2026 diskutierten und beschlossenen Gemeinwohlatlas öffentlich überprüfbare multimediale Mediendienste. Wie auf europäischer Ebene die EPN, sammelt, produziert und kuratiert die ÖMP relevante Informationen in allen relevanten Genres, die sie auf einer multimedialen Plattform anbietet. Ihre Unabhängigkeit von kommerziellen sowie von partei- bzw. regierungspolitischen Einflüssen wird von Kontroll- und Managementstrukturen sichergestellt, die verpflichtende öffentliche Hearings sowie Transparenz- und Kompetenzbestimmungen vorsehen. Damit wird ausgeschlossen, dass Partei-, bzw. Regierungsvertreterinnen und -vertreter, aber auch wirtschaftliche Lobbys durch intransparente Abmachungen automatische Mehrheiten erlangen und damit ungehemmt inhaltliche und personale Interventionen durchsetzen. Mit der Gründung des EPN hat sich Europa von den bis 2025 dominierenden, globalen Datenfirmen und oligarchischen Regimes, die das Internet bis dahin für ihre Geschäftsmodelle, die Ausspähung der Privatsphäre und für umfassende Überwachung missbraucht haben, unabhängig gemacht. Was 2021 noch niemand für möglich gehalten wurde, ist 2040 eingetreten: Europa hat nun eine öffentliche, transparente und qualitätsgeprüfte Medienstruktur und einen offenen Diskursraum, der dem Begriff der „sozialen Medien“ eine neue, demokratische und gemeinwohlorientierte Bedeutung gibt.