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Michael Schmid, Redakteur ORF ON #94 Welche Zukunft haben Podcasts? Die Poesie dieses Satzes ist genauso beeindruckend wie die technologische Reflexion seines Autors. Die Wahrscheinlichkeit nämlich, dass jemand zweites in der exakt gleichen Sekunde den Playbutton der exakt gleichen Podcast-Episode klickt, ist relativ klein. Podcasts erzeugen dadurch eine ganz eigene Intimität. Und die benutzen erfahrene Hosts gerne und spielen sich damit nicht nur in die Ohren sondern auch in die Herzen der HörerInnen. Ein Hörer hat diesen poetischen Satz formuliert. Wir hatten ihn im Rahmen eines User-Interviews gebeten, uns Einblick in seinen Podcast-Alltag zu geben, um bei der Entwicklung der Radiothek besser zu verstehen, wie und warum die Menschen da draußen Podcasts nutzen.

Diese Gespräche waren sehr lehrreich und inspirierend und haben gezeigt, dass die Medienlogik von Radio eine andere ist. Ö3 fragt regelmäßig "das ganze Land"; oder Stuart Freeman von FM4 "goes to bed early for the nation." Es sind die Vielen, die gemeinsam dem linearen Stream zuhören. Die Gleichzeitigkeit des Radios produziert Kollektive und Zugehörigkeit. Das ist eine andere Qualität; keine schlechtere, aber im Medium Podcast hat sie für viele UserInnen nichts zu suchen. "Es darf kein Moderieren sein, sondern braucht persönlichen Anspruch", erzählte eine andere Userin. "Anonyme Podcasts aus Radio- und Fernsehsendungen sind bei mir gleich rausgeflogen", ein dritter. Und mit Radio-Referenzen wie: "Und jetzt kommen die Nachrichten", konnte gar niemand etwas anfangen. Auf ihrem Kanal kamen nämlich keine Nachrichten sondern die nächste Episode. Wer also im Podcast-Universum eine Rolle spielen möchte, muss kanaladäquat kommunizieren. Dafür müssen wir aber erst die ORF-Podcasts aus den gesetzlichen Fesseln der Sendebegleitung befreien.