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Andreas Heindl, Leiter ORF-Schulung #98 Welche Kompetenzen sind nötig? Was ändert sich eigentlich, wenn wir von Digitalisierung reden? Mit Computern arbeiten die Redaktionen im ORF seit etwa 25 Jahren. Damals hat man begonnen, die Schreibmaschinen durch Computer und im Radiobereich die Tonbandgeräte durch DIGAS zu ersetzen.
Der Deutsche Multimedia Kongress 1995 stand unter dem Motto, "Auffahrt zum Information Highway". Internet gab es bereits. Man wählte sich via Modem ein. Es gab teure ISDN-Leitung. Die Bildübertragung via Internet war allerdings noch sehr langsam und ruckelig und für die Anwendung daheim noch Zukunftsmusik. Computerspiele und Lernprogramme wurden über CDs vertrieben. DVDs waren gerade erst im Entstehen. Das Internet diente der schnellen Textübertragung. Highlight des Kongresses war es, eine Internetverbindung via Modem zu einer Forschungseinrichtung am Nordpol herzustellen. Multimedia fand offline statt. Aber man wusste, irgendwann wird es auch online möglich sein. Was wir jetzt unter multimedialem Arbeiten verstehen, wurde damals bereits in Aussicht gestellt. Die Antizipation einiger Vordenker hat offenbar funktioniert. Wir Zuhörende konnten es uns jedoch noch nicht wirklich vorstellen.
In der Zeit begann man im ORF mit dem Aufbau der Onlineredaktion. Das Onlineangebot etablierte sich rasch neben Radio und Fernsehen als drittes Medium des ORF.
Die rasante Entwicklung in der Datenübertragung und in der Rechenleistung der Computer führte diese drei unterschiedlichen Medien zunehmend näher und schließlich im ORF-Player zusammen.
Während bei der ersten Digitalisierungswelle, die Redakteurinnen und Redakteure erst lernen mussten, einen Computer zu bedienen, sich in einer Datenstruktur zurechtzufinden, stehen sie jetzt vor der Herausforderung, sich mit den neuen Plattformen, den Interaktionsmöglichkeiten mit den Usern, den non-linearen Erzählformen, den ständig sich entwickelnden Workflows zurechtzufinden und sich obendrein in der eigenen Arbeitstechnik und in der virtuellen Zusammenarbeit mit den anderen zu organisieren.
Das sind enorme Herausforderungen für die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie auch für die Führungskräfte und für die Organisation. Es ist eine bis in die Wurzeln gehende Veränderung. Es erfordert ein hohes Maß an Fachkenntnis und Veränderungsbereitschaft. Wobei die Fachkenntnis rasch veraltet und ständig aktualisiert werden muss und die Veränderungsbereitschaft nie so groß werden darf, dass man die Orientierung und die Identität verliert. Und genau hier setzt unser Schulungsangebot an.
Seit 1995 - solange ich in unterschiedlicher Funktion im Schulungsbereich tätig bin - ist der Redaktionsbetrieb in einem permanenten digitalen Transformationsprozess. Die Veränderung beschleunigt sich, die Innovations-Zyklen werden kürzer. Und auch, wenn die Kolleginnen und Kollegen bereits über ein enormes Knowhow und eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Veränderung verfügen, erfordern die nächsten Jahre eine besondere Aufmerksamkeit, damit dieser Change Prozess gelingt.
Die fachlichen Trainings, die Schulungen für die Projektverantwortlichen und die Führungsteams sowie die Unterstützungsmaßnahmen im Change-Prozess werden laufend an den Verlauf angepasst und aktualisiert.
So wie sich jetzt viele nicht mehr vorstellen können, mit der Schreibmaschine zu arbeiten, werden wir uns in ein paar Jahren bei anderen Geräten wundern, dass man so an ihnen gehangen hat. Ich bin schon gespannt, was es sein wird.