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Michael Wimmer, Büroleiter des Generaldirektors #93 Wozu Werksta­tt? Öffentlich-rechtliche Medien sind mehr gefordert als je. Die weltweite Aufmerksamkeitsindustrie differenziert sich im sogenannten „long tail“ aus und damit werden neben für viele relevante Sendungen, Programme und Beiträge auch Inhalte bedeutend, die diverse Personengruppen fokussieren. Noch mehr Vielfalt als bisher! Und das betrifft die Macherinnen und Macher, die Inhalte, die Formate und die Kooperationen. Der ORF wird folglich nicht nur eine fördernde und kooperationsstiftende Rolle in Österreich einzunehmen haben; er muss neben der Diversität im Draußen auch die Vielfalt im Inneren fördern. Es gilt, digitale Werkstätten und Zusammenarbeit zumindest mit dem digital relevanten Teilen des dritten Bildungssektors in mehrfacher Hinsicht zu fundieren: Es braucht eine Art „One stop shop“ im Unternehmen, einen zentralen Ansprechort, der die Kooperationen managt, die Digital Natives des ORF mit den Innovatorinnen und Innovatoren im Außen vernetzt. Einen Ort der flachen Hierarchien und steilen Ideen. Einen Ort, von dem aus neue digitale Wege gegangen werden können, an dem Projekte finanziert werden und der erlaubt, dass manche Ideen scheitern. Denn nur, wo auch Irrtümer möglich sind, können Experimente gewagt werden. Nur wer fehlschlagen darf, findet das Neue. Und da ist viel und Vielfalt zu finden: Von Insta-Storys für spezielle Gruppen über die Gamifikation seriöser Inhalte (arte ist hier wegweisend!) bis hin zu experimentellen Web-Soaps; von öffentlich-rechtlich hintergründigen Online-Kanälen über TikTok-News bis hin zu kuratierten Inhaltsflächen, die zeigen, was Menschen in Österreich an Videos und Audios zu bieten haben. Denkbar ist vieles in einer solchen Digitalwerkstatt. Erlaubt ist es noch nicht. Aber man wird mit Zuversicht auf die dafür nötigen Änderungen des ORF-Gesetzes blicken können.


„Öffentlich-rechtliche Medien könnten Stimmen der Vernunft werden und gerade die Digitalisierung dazu nützen, dass sie auch entsprechend stark wahrgenommen werden. Sie können entscheidend dazu beitragen, dass für eine humanistische Gesellschaft so entscheidende Grundvertrauen wiederherzustellen, in dem sie Achtung von Grundwerten und Stärkung der Demokratie, in ihren Inhalten dauerhaft verankern. Moralinsauer? Keineswegs, wenn Leidenschaft, Visionen, Mut und Wahrhaftigkeit im Spiel sind. Der ORF könnte ein derartiger Leuchtturm sein, wenn er nur will..."
Kurt Brazda, Österreichischer Regisseur, Kameramann und Fotokünstler