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Daniela Krausz, Filmakademie Wien Die Tücke der Attacke Wie muss öffentlich-rechtliche Filmproduktion sein?

Nichts ist so in Diskussion wie öffentlich-rechtliches Programm. Meist stehen die Informationssendungen dabei im Fokus, denen eine direkte Bezüglichkeit zum Befinden der Bürger*innen attestiert wird. Gesellschaftspolitische Relevanz also, die an der Stelle auf Herz und Nieren geprüft und geprügelt wird. Schön das anzusehen? Wahrlich nicht! Die Unabhängigkeit von öffentlich-rechtlichen Medien sollte ja ein Standbein gelebter Demokratie sein, eine Selbstverständlichkeit ist sie jedenfalls heute nicht und wird sie mit schwindender Sensibilität oder gar schwindender Wachsamkeit sie zu beschützen, echt in Gefahr gebracht. Gewohnheitsattacken, die zum Alltag werden, sind daher tückisch, können leicht übersehen werden und sind am Ende auch mit Antibiotika nicht klein zu kriegen. Was aber hat das mit der Frage nach der Filmproduktion im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu tun? Die Filmproduktion ist m.E. zu 100% abhängig von genau diesen Umständen und alles was die Filmproduktion an Lebenswelten zeigt, erzählt und spiegelt, gewinnt turboartig an Relevanz, wenn das Image des Senders zutiefst glaubwürdig und integer ist. Unsere Aufgaben, die wir als Geschichtenerzähler übernehmen, sind vielfältig.

Oberstes Ziel muss es sein, die Menschen zu erreichen, zu interessieren und zu binden. Da stellen sich natürlich im heutigen Konkurrenzfeld schon einmal kleinere oder größere Hürden in den Weg, die es zu überwinden gilt. Während die klassische Versorgungsstrategie (Regelprogramm) für viele Menschen in unserem Land als "eh okay" gelebt wird, sind nachkommende Generationen diesem Alltag nie beigesprungen. Sie sehen Bewegtbilder wann es ihnen gefällt und wählen dabei auch noch aus, was ihnen gefällt. Diese unbegrenzt wirkenden Programmangebote sind als klassische Konkurrenz nicht mehr fassbar. Die Angebote sind so zahlreich, dass sie schon wieder eine gewisse amorphe, undefinierbare Gestalt annehmen. Es gibt einfach alles. Das ist der Anschein und genau diesen darf die öffentlich-rechtliche Filmproduktion niemals anstreben. Sie muss ständig auf der Suche nach dem Unverwechselbaren sein, genährt durch ihre Nähe zu den Menschen für die sie gerne und leidenschaftlich Programme entwickelt, produziert und verwertet. Jede Seele in den unverzichtbaren Redaktionen, die sich vor und hinter diese Leidenschaft stellt, ist eine unverrückbare Bank, die sich gegenüber errechneten Plausibilitäten und Relevanzproben, letztlich durchsetzen wird. Um das zu erzielen, muss man mutig sein dürfen. Man muss Dinge auch ausprobieren und mit einer Ausdauer versehen, die rein kommerzielle Unternehmungen gar nicht haben dürfen. So schafft man eigenständiges und unverwechselbares Programm. Ein Filmprogramm, das unser Hier und Jetzt, ernst oder humorvoll, kantig oder geschmeidig, überhöht oder untergriffig, jedenfalls aber vielfältig darzustellen versucht. Dabei aber niemals verräterisch, desavouierend oder gar gesellschaftsfeindlich sein darf. Spekulative, manipulative, menschenfeindliche Attributionen sind keine Kategorie, die hier jemals Anwendung finden darf. Das bedeutet aber nicht, dass wir nur Wohlfühlprogramm zu bieten haben dürfen. Unser Leben wie es ist, hat ja mehrheitlich kein Schonprogramm wie die Waschmaschine. Also zeigen wir uns auf die Art wie wir sind, wie wir sein wollen oder auch lieber nicht sein wollen und schauen es erst mal an und dann reden wir drüber. Das erzeugt ganz neue Solidaritäten und frische Wertegefüge die unsere "Wir" Befindlichkeiten in Bewegung halten. So schauts aus.


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