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Christine Kaiser Einfach wichtig Barrierefreiheit im ORF
Gleichheit heißt Gleichberechtigung

Die Gleichheit der Menschen und nicht die Trennung in behinderte und nicht-behinderte Personen, das ist das Leitbild der Barrierefreiheit. Die Gestaltung unserer Umwelt in der Art, dass sie von allen Menschen gleichberechtigt und ohne zusätzliche Hilfsmittel genutzt werden kann. Barrierefreiheit im ORF bedeutet: Es geht um den gleichberechtigten Genuss der Medien, im Speziellen von TV. Der Ausbau der Barrierefreiheit in den ORF-Programmen ist daher ein wichtiges Anliegen - und der ORF ist das einzige audiovisuelle Medienunternehmen in Österreich, das seine Programme auch Menschen mit Hör- oder Sehbeeinträchtigungen durch Untertitel, Österreichische Gebärdensprache und Audiodeskription zugänglich macht.
Die sukzessive Steigerung dieser Angebote, die seit dem Jahr 2010 in der Abteilung Humanitarian Broadcasting angesiedelt sind und 2019 mit einem noch größeren Aktionsradius in die Hauptabteilung Medienstandort | Facility Management | Corporate Social Responsibility integriert wurden, soll durch einen verpflichtenden Etappenplan für die Jahre 2021 bis 2025, gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der österreichischen Behindertenorganisationen, erarbeitet werden. Große Hoffnungen werden auf den technischen Fortschritt gesetzt, denn "Automatic Speech Recognition" (ASR), automatische Spracherkennungsprogramme, sollen in Zukunft die Barrierefreiheit unterstützen und erleichtern. Auch der ORF wird 2020 bei ausgewählten Sendungen den Testbetrieb aufnehmen.

Meilensteine

Der barrierefreie Zugang zu den Medien ist ein wichtiger Schritt für die Erlangung der Chancengleichheit und Gleichberechtigung für Menschen mit Behinderungen. Hier ist in den letzten Jahrzehnten viel passiert und es sind Meilensteine der Entwicklung gesetzt worden. Man kann es sich kaum vorstellen: Der ORF TELETEXT, der bis heute als "Trägermedium" des Untertitelungsservices fungiert, feiert im Jahr 2020 sein 40-jähriges Jubiläum. Am 21. Jänner 1980 fiel der Startschuss des TELETEXT-Versuchsprogramms im ORF. Der ORF war damit die erste öffentlich-rechtliche TV-Station auf dem Kontinent, nach der BBC in England, die den Teletext einführte und schon bald die Untertitelungsfähigkeit der neuen TELETEXT-Maschine als öffentlich-rechtliche Serviceleistung zu nutzen wusste.
Bereits am 15. Dezember 1980 startete man probeweise die Untertitelung der Lebenshilfesendung "WIR", täglich von Montag bis Freitag. Ebenfalls seit dem 15. Dezember 1980 steht den Gehörlosen ein eigenes ORF TELETEXT-Magazin zur Verfügung. Der Titel der Bildschirm¬zeitung "Lesen statt hören" blieb bis heute unverändert. Ein Meilenstein im Untertitelungsservice war am 21. Jänner 1985 die erste Live-Sendung, die Hauptnachrichtensendung "Zeit im Bild", mit Untertiteln.

Was 1980 mit fünf Stunden in der Woche begann, gehört heute zum Selbstverständnis des ORF: derzeit werden mehr als 70 Prozent des ORF 1- und ORF 2-Fernsehprogramms im Untertitelungs¬service für gehörlose und hörbehinderte Menschen angeboten und die sehbeeinträchtigten Konsument/innen des ORF können durchschnittlich 236 Minuten bzw. knapp vier Stunden täglich audiodeskribiertes TV-Programm empfangen.
Die Untertitelungsquote, die 2009 noch bei rund 35 Prozent des TV-Programms in ORF 1 und ORF 2 lag, wurde innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppelt. Neue technische Möglichkeiten wie die Spracherkennung haben vor allem auf dem Gebiet der Live-Untertitelung zu einer enormen Steigerung geführt. Die personalisierte Spracherkennung bei der Untertitelung kommt bei sämt¬lichen Übertragungen von Debatten aus dem österreichischen Parlament zum Einsatz sowie bei allen wichtigen Sportübertragungen - vom Fußball über die Ski-WM bis zur Formel 1 -, aber natürlich auch bei Unterhaltungsevents wie "Dancing Stars" oder dem "Eurovision Song Contest".

Auch in der weitaus jüngeren Disziplin, der Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Menschen, hat der ORF große Steigerungen in den vergangenen Jahren erzielt. Waren es 2009 noch überschaubare 112 Fernsehprogrammstunden, die mit Audiokommentar versehen wurden, so sind im Jahr 2019 insgesamt 1.436 Stunden in ORF 1 und ORF 2 mit Audiodeskription ausgestrahlt worden.

Darüber hinaus strahlt der ORF rund 450 Stunden im Jahr Sendungen in Österreichischer Gebärdensprache aus. Darunter etwa die Sitzungen des österreichischen Nationalrats, live aus dem Parlament. Zu den fixen Sendungen gehören die tägliche "Zeit im Bild" um 19.30 Uhr mit dem anschließenden Wetterbericht, das Servicemagazin "konkret" und die Sendung "Bürgeranwalt", die auf ORF 2 Europe in die Österreichische Gebärdensprache übersetzt werden und außerdem in der ORF-TVthek als On-Demand-Stream jeweils sieben Tage lang auf Abruf zur Verfügung stehen.
Grundsätzlich wird derzeit rund die Hälfte der Gesamtsendezeit auf der Onlineplattform TVthek.ORF.at barriere¬frei, also mit Untertiteln, Audiokommentar oder in Österreichischer Gebärdensprache ange¬boten.

Mehr Bewusstsein für die Rechte von Menschen für Behinderungen

Doch nicht nur die technischen Voraussetzungen der Barrierefreiheit haben sich verändert, sondern auch die legistische Grundlage dafür, dass es ein Recht auf Barrierefreiheit gibt. Die junge Generation der hör-, seh- oder anders beeinträchtigten Menschen bzw. deren Interessensgemeinschaften, kennen ihre gesetzlich verankerten Rechte und fordern diese auch ein. So lernen wir weiter voneinander und das ist auch gut so, denn Barrierefreiheit kann nur erreicht werden, wenn man die Bedürfnisse und Möglichkeiten des jeweils anderen gut kennt.

Doch nicht nur Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen, auch Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung brauchen entsprechende Angebote, die ihnen gleichberechtigten Mediengenuss ermöglichen. Denn Medien stellen einen wichtigen Zugang zu Information, Meinungsbildung und damit gesellschaftlicher Teilhabe dar. Auch hier hat der ORF in jüngerer Zeit einige Projekte gestartet: So werden im ORF TELETEXT ab Seite 480 die wichtigsten Nachrichten des Tages in einfacher Sprache veröffentlicht. Radio Wien bietet seit 2020 am Sonntagnachmittag mit "Einfach! Wichtig!" einen leicht verständlichen Wochenrückblick an, den man auch auf wien.ORF.at nachhören und nachlesen kann, ORF III hat ein Pilotprojekt mit Nachrichten in einfacher Sprache, ORF ON hat ein ebensolches Projekt mit einer inklusive Lehrredaktion gestartet. Ausgewählte Folgen der Verkehrssicherheitssendung "Helmi" sollen künftig ebenso in Gebärdensprache übersetzt werden.

Barrierefreiheit macht natürlich vor baulichen Maßnahmen nicht halt und auch hier hat der ORF bei seiner Sanierung großen Wert auf weitgehende Barrierefreiheit gelegt. Die Barrierefreiheit eines Medienunternehmens umfasst also viele Parameter und kann an vielen Indikatoren gemessen werden. Nicht zuletzt zählt aber in einem Unternehmen, das maßgeblich von Journalistinnen und Journalisten geprägt wird, der barrierefreie Zugang in Köpfen und Haltungen, mit denen man sich offen und vorurteilsfrei mit der Diversität der Gesellschaft, der Vielfalt von Menschen, ihrer Lebensformen und Bedürfnisse, auseinandersetzt.


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