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Michael Vielhaber, Redakteur Multimediales ORF-Archiv #82 Wem nutzt das ORF-Archiv? „Erinnert mich an meine Kindheit und an meine geliebte Oma“, meint eine Dame aus St. Pölten und hinterlässt diesen Kommentar unter dem Rezept für ein Original Wiener Saftgulasch aus dem Jahre 1963. „Das waren schöne Zeiten. Bin froh, damals Kind gewesen zu sein“, schreibt wiederum ein Herr aus Klagenfurt zu einem Betthupferl-Ausschnitt der Familie Petz aus den späten 1980er Jahren.
Beide Wortmeldungen finden sich auf Facebook und zwar als Anhänge zu Videos der Reihe „#ORFarchiv #abgestaubt“ auf dem Hauptkanal des ORF. Zwei Wortmeldungen von Tausenden, und „tausende“ bezieht sich tatsächlich ausschließlich auf die beiden angesprochenen Beiträge.
Würden alle Kommentare und Reaktionen auf die vielen hundert Archiv-Videos zusammengezählt, die seit dem ersten #ORFarchiv-Post im November 2015 abgegeben wurden, würden wir uns mittlerweile im siebenstelligen Bereich bewegen.
Rückmeldungen kommen aus allen Teilen unserer Gesellschaft. Sie ziehen sich durch alle Altersgruppen, Bundesländer und Geschlechter.
Wir wissen das, weil Facebook so genannte „Insights“ anbietet, darunter verstehen wir tiefergehende Informationen rund um jene Menschen, die unsere Beiträge nutzen und deren spezifisches Nutzungsverhalten.
Dadurch erfahren wir, was unserem Publikum gut gefällt und was weniger. Aber auch, wie lange ein Video durchschnittlich genutzt wird, ob der Ton dabei aufgedreht ist oder nicht, an welcher Stelle häufig abgebrochen wird und ob der Inhalt eher belustigt oder betroffen macht.
Noch nie war es so einfach, zeitnahes Feedback zu gestalteten Inhalten zu bekommen.
Für Menschen, die in einem Archiv arbeiten, ist es grundsätzlich eher ungewöhnlich, zu kuratierten Inhalten hunderte und manchmal sogar tausende individuelle Rückmeldungen zu erhalten. Das digitale Miteinander macht es möglich, dass beide Seiten profitieren. Die Gestalterinnen werden befähigt, eine bedürfnisorientierte(re) Perspektive einzunehmen und die Nutzer können optimierte, hochqualitative Inhalte dort genießen, wo sie sich gerade (digital) befinden.
Ziel ist dabei nicht größtmögliche Beliebigkeit, sondern auch Nischeninteressen als Potenziale zu erkennen und entsprechende Angebote machen zu können. Im besten Fall vereint ein Post unterschiedlichste Interessen und somit Nischen.
Zusätzlich zu den Einblicken in das Nutzungsverhalten ist die derzeit laufende Digitalisierung des gesamten ORF-Archivs von unschätzbarem Wert. Sobald audio-visuelle Archivmaterialien aus ihrem analogen Zustand in einen digitalen gebracht werden, stehen sie auch für bildhafte Abfragen zur Verfügung. Mit wenigen Rechercheschritten können so Inhalte gesichtet und Schätze geborgen werden, die unter analogen Arbeitsbedingungen wahrscheinlich verborgen geblieben wären.
Das Digitalisat zum eingangs erwähnten Saftgulasch-Post gibt es übrigens erst seit 2017, das zur Familie Petz seit 2019. Beide Inhalte wurden durch digitale Sichtungen entdeckt. Die zuvor vorhandenen Rechercheoptionen wären in beiden Fällen schlicht ungenügend bzw. nicht zielführend gewesen.
Die Transformation von analog nach digital stellt gerade für Archive einen Quantensprung dar, dessen Größenordnung noch gar nicht abgeschätzt werden kann.
Der Umstand, dass das Digitale uns noch näher an unser Publikum bringt, ist aber bereits jetzt ein sensationeller Mehrwert.