Zurück zur Übersicht
01 | JÄNNER - Identität
Die da oben kommen ja nie zu uns - Kim Kadlec, „Am Schauplatz“
Im Sommer 2020 erreichen uns Journalist/innen wöchentlich Meldungen über Massenkündigungen großer österreichischer Industriebetriebe. Manchmal werden daraus Schlagzeilen in Tageszeitungen. Doch die journalistische Aufmerksamkeit währt nicht lange. Nachrichten über Schließungen von Werken in ländlichen Gebieten finden im tagesaktuellen, meist hauptstadtzentrierten Journalismus wenig Platz. Warum? Die Redaktionen sind personell dünn besetzt. Die Werke befinden sich oft viele Kilometer weit von Wien entfernt. Und der Nachricht über eine einzelne Werksschließung wird überregional keine große Bedeutung zugeschrieben.
Unterdessen spielen sich in den Regionen Dramen ab. Denn die Werke waren meist die letzten großen Arbeitgeber/innen in der Region. Oft verlieren mehrere Familienmitglieder gleichzeitig ihren Job, weil sie alle im Werk beschäftigt waren. Die
soziale Identität tausender Beschäftigter, die eng mit der jahrelangen Tätigkeit in dem Werk verbunden war, gerät ins Wanken. Zuliefer-, Gastronomie, und Einzelhandelsbetriebe in den Gebieten haben mit wirtschaftlichen Einbußen zu kämpfen. Denn die Kaufkraft ihrer nun plötzlich arbeitslos gewordenen Kund/innen lässt stark nach. Ganze Regionen ringen mit dem wirtschaftlichen Abstieg.
Von der Politik fühlen sich Betroffene verraten. Von den Medien fühlen sie sich nicht gesehen und nicht gehört. Konzernchef/innen, Politiker/innen und Journalist/innen werden als "die da oben" bezeichnet, die weit weg sind, die nicht greifbar sind, nicht herkommen, nicht sehen, wie es wirklich ist, so schildern es die Betroffenen. Die Journalist/innen werden zu "den anderen" - die über die eigene soziale Identität nichts wissen, nichts mit ihr gemein haben, nicht dazugehören.
"Am Schauplatz" ist ein Fernsehformat, das es sich zum Ziel macht, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wir Redakteur/innen haben die Möglichkeit und die Ressourcen, in jene Regionen zu fahren, in denen sich soziale Spannungen und gesellschaftliche Probleme auftun, die (noch) nicht im Fokus der breiten Öffentlichkeit stehen.
Über Monate hinweg sind wir in den von Massenkündigungen betroffenen Gebieten unterwegs. In der Steiermark, in Oberösterreich und in Tirol zeichnen wir die Erfahrungen der Menschen mit der Kamera auf. In der daraus entstehenden Fernsehreportage lassen wir sie auf Augenhöhe als Expert/innen ihrer Lebensrealität zu Wort kommen. Wir fragen auch die Arbeitgeber/innen nach ihrer Position und können Parallelen zwischen den Entwicklungen in unterschiedlichen Regionen herausarbeiten. Das bietet uns die Möglichkeit, Einzelerfahrungen in einen globalen Strukturwandel einzuordnen.
Die 50-minütige "Am Schauplatz"-Reportage mit dem Titel "Die letzte Schicht" auf ORF2 verfolgen rund 700.000 Zuseher/innen. Die Menschen sehen in der Reportage ungeschönt, was in ihrer und anderen Regionen passiert und welche Auswirkungen das auf unsere Gesellschaft hat. Es ist "ihr" ORF, der dies im öffentlich-rechtlichen Auftrag zeigt. Es ist "ihr" ORF, dessen Reporter/innen nach ihren Problemen, ihren Erfahrungen, ihren Positionen fragen. Es sind Journalist/innen "ihres" ORF, die ihrer sozialen Gruppe Gehör verschaffen … und nicht mehr "die da oben".
IDENTITÄT
ORF-Verhaltenskodex
Die Authentizität der Darstellung muss in jedem Fall gewährleistet sein. Journalistisch relevante Umstände für das Entstehen eines Beitrags sind kenntlich zu machen: z. B. besondere Bedingungen, Umstände und Entwicklungen während der Dreharbeiten oder wenn (etwa wegen Betriebsgeheimnissen) Material verwendet werden muss, das die Person oder Einrichtung, auf die sich der Beitrag bezieht, zur Verfügung gestellt hat. Das Publikum muss sich darauf verlassen können, dass in der Berichterstattung jegliche manipulative Darstellung oder Inszenierung unterbleibt.
Termine im Jänner
Di |
4. |
Welt-Braille-Tag |
Fr |
7. |
Orthodoxes Weihnachten |
Sa |
8. |
75. Geburtstag von David Bowie |
Di |
11. |
Beginn: Letzte Staffel "Vorstadtweiber" |
Do |
13. |
"Aktuell nach eins" ORF 2 |
Fr |
14. |
"Gute Nacht Österreich" |
Sa |
15. |
ORF-S: FIS Abfahrt Herren Zauchensee |
So |
16. |
Ö1 - Irina Wanke liest Gedichte |
Mo |
17. |
1000. Ausgabe "Millionenshow" |
Di |
18. |
Landkrimi "Vier" |
Mi |
19. |
ORF III: "Nachrichten in einfacher Sprache" |
Fr |
21. |
"Mauthausen - Zwei Leben" |
Sa |
22. |
Hahnenkamm Abfahrt Kitzbühel |
So |
23. |
"Das Schweigen der Alten" ORF2 |
Mo |
24. |
Tag des herzhaften Lachens |
Di |
25. |
23. Nightrace in Schladming |
MI |
26. |
ORF III: "DialogForum" |
Do |
27. |
Holocaust-Gedenktag |
Fr. |
28. |
ORF2-Oper: "Tosca" |
Sa |
29. |
Tag des Blindenhundes |
Mo |
31. |
225. Geburtstag von Franz Schubert |
Aus dem Public Value Archiv:
© ORF
„Alles sehr unklar und neu ...“
Dr.in Beate Großegger, Institut für Jugendkulturforschung
© ORF
Die Macht der Bilder
#Oliver Rathkolb, Universität Wien
© ORF
Das Archiv - Ihre Vorbeugung gegen Gedächtnisverlust
#Herbert Hayduck, Leiter der ORF-Archive
Zeitgeschichtsforschung und Fernsehen: Neue interaktive Kooperationsoptionen
Univ.-Prof. Mag. DDr. Oliver Rathkolb, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien
Public Service - große Bedeutung für kleine Länder
Ladina Heimgartner, SRG SSR Märkte und Qualität
Identität und Medien
Univ.-Prof. Dr. Karl Vocelka, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien
Public Value – Identitätsbildung auf österreichischer und europäischer Ebene durch Rundfunkprogramme
DDr . Julia Wippersberg - Inst. für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für Musikschaffende in Österreich
Wolfgang Seierl & Franz Hergovich