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Konrad Mitschka PUBLIC VALUE TEXTE Die Definition erfolgte gleich zu Beginn: "Public Value: Das qualifizierende Unterscheidungsmerkmal in der Wertung der Medienprogramme ist der öffentliche Zusatznutzen, den Programme stiften, auch wenn und vielleicht sogar weil sie der wirtschaftlichen Rationalität wegen auf große Reichweiten oder ausgemachte Zielgruppen setzen," erklärt der Kommunikationswissenschaftler Univ.-Prof.Dr. Thomas Bauer (Universität Wien) in TEXTE 1 den Begriff "Public Value". In der folgenden Ausgabe, TEXTE 2, bringt dann Prov.Doz.DDr. Julia Wippersberg (Universität Wien) den Unterschied zwischen kommerziellen und öffentlichrechtlichen Medien auf den Punkt: "Öffentlich-rechtliche Anbieter haben (im Gegensatz zu privaten Rundfunkveranstaltern) durch ihren Programmauftrag die Verpflichtung und die Aufgabe, öffentliche Werte zu generieren'', und nur der Historiker Univ.-Prof.Dr. Karl Vocelka (Universität Wien) wird in TEXTE 3 noch deutlicher: "Öffentlich-rechtlicher Rundfunk [erg: ist] nicht nur als Gegengewicht gegen die Volksverdummung der Privatsender notwendig, sondern auch als gesellschaftspolitisches Steuerungsorgan für die Grundlinien der Ausrichtung dieses Staates auf seine eigene Identität und sein eigenes Bewusstsein unverzichtbar.''

Seit Beginn ist die Publikation "TEXTE", zuletzt der Deutlichkeit halber in "PUBLIC VALUE TEXTE" unbenannt, dem Diskurs öffentlich-rechtlicher Qualität verpflichtet. Über 250 Autorinnen und Autoren haben sich an diesem Diskurs beteiligt und dabei nicht nur allgemeine Distinktionsmerkmale beschrieben, sondern immer wieder auch spezielle Themen erörtert. Dr. Beate Großegger (Institut für Jugendkulturforschung) etwa das Thema Jugend: "Aus Sicht der Jugendforschung hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen anderen Auftrag: Zum einen sollte er sowohl die Informations- als auch die Unterhaltungsbedürfnisse junger Mediennutzer:innen möglichst niveauvoll bedienen. Zum anderen sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk aber auch einen Beitrag leisten, um gängige Wunsch- und Zerrbildbilder von der heutigen Jugend zu korrigieren, indem er für erwachsenes Publikum Informationsangebote bereitstellt, die die Jugend zumindest annähernd so zeigen, wie sie wirklich ist - und zwar Jugend in ihrer gesamten Vielfalt und Breite.'', oder Dr. Brigitte Naderer (Universität München) in ihrem Beitrag unter anderem zu Werbung in öffentlich-rechtlichen Medien: "Werbung ist notwendig, um die Produktionskosten von Medienanbietern zu decken. Doch die Platzierung dieser werblichen Inhalte spielt besonders für den bewusst empfundenen Mediengenuss des Zusehers, der Zuseherin, eine Rolle. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen steht für diesen ununterbrochenen Mediengenuss und stellt sich somit auf die Seite seines Publikums.''

Zu den Programmsäulen Sport, Wissenschaft bzw. Unterhaltung hat das Public Value-Kompetenzzentrum eigene Ausgaben veröffentlicht. So konstituiert DI Dr. Helmut Leopold (AIT) die Ausbildung von "digital literacy" "als grundsätzliche Kernaufgabe für öffentlich-rechtliche Medienanstalten" und Dr. Georg Spitaler (Universität Wien) meint zum Thema Sport: "Kritischer Journalismus statt angeblichem "nationalen Interesse" betrifft auch den Sport, gerade in Zeiten, in denen der öffentliche Raum durch die Hofberichterstattung bezahlter PR und von journalistisch unzuverlässigen sozialen Medien gefährdet erscheint", während Prof. Dr. Gabriele Siegert (Universität Zürich) zu öffentlich-rechtlicher Unterhaltung bilanziert: "Zugleich sieht sich auch die Unterhaltungsproduktion öffentlicher Anbieter aktuellen Herausforderungen gegenüber, die von technologischen und ökonomischen Imperative getriebenen erstens in einer veränderten Medienindustrie, zweitens in sich verändernden Inhalten und drittens in sich wandelnder Mediennutzung mündet. Angesichts dieser Entwicklungen muss verstärkt eine Qualitätsdebatte geführt werden. Während aber Qualitätskriterien im Journalismus seit langem intensiv diskutiert werden, ist die Auseinandersetzung mit Qualität in der Unterhaltung überschaubar. Dennoch finden sich auch hier Ansatzpunkte für qualitativ hochwertige Unterhaltung, wie Rechtmäßigkeit, Transparenz, Inhalt, Gestaltung, Verständlichkeit, Unbedenklichkeit, Professionalität, Innovation, Akzeptanz und Vielfalt sowie dem Beitrag zur Identitätskonstruktion, was besonders für Kleinstaaten wichtig ist."

Andere Spezialausgaben haben sich mit der Aufgabe öffentlich-rechtlicher Medien in Bezug auf Wahlen, den Eurovision Song Contest und, zuletzt, Corona befasst. Immer wieder wurde in den Beiträgen auf die Besonderheit der Aufgaben gerade zu Information abgestellt. Dr. Beate Winkler (Bureau of European Policy Advisers der Europäischen Kommission) formulierte etwa: "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk - und nicht die privaten Anbieter - hat es zur Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass die Pluralität unserer Gesellschaft sich im Programm widerspiegelt und dass die journalistischen Beiträge sich auf dem Boden des gemeinsamen Wertesystems bewegen.'' Univ.-Prof. Dr. Ulrich Körtner (Universität Wien) führte aus: "Demokratiepolitisch betrachtet steht die Information an erster Stelle. Das muss auch so bleiben, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk weiterhin eine Daseinsberechtigung haben soll. Ohne umfassende Information ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an einer demokratischen Gesellschaft und ihrer politischen Willensbildung nicht möglich.'' Und Univ.-Prof. Dr. Peter Vitouch (Universität Wien) deutete öffentlich-rechtliche Medien psychologisch: "Öffentlich-rechtliche Medien als Bergführer im zerklüfteten, felsigen Gebiet der Angstbewältigung. Als Gegenpart zum Boulevard, der mit seinen undifferenzierten Schreckensnachrichten die Rezipienten ängstlich, bewegungsunfähig und hilflos macht.'' Immer wieder gab es auch Hinweise auf die Bedeutung öffentlich-rechtlicher Medien im Internet, obwohl - oder gerade weil - der ORF hier strengen Restriktionen unterliegt, die anderen selbstverständliche Haltungen wie "online first" oder dauerhafte Veröffentlichungen selbst produzierter Inhalte jahrelang verunmöglichten. Dabei wäre, so Prof. Dr. Bernd Holznagel (Universität Münster) in seinem Beitrag, ein weiteres Kernelement "die Befähigung des öffentlich- rechtlichen Rundfunks, auch im Internet effektiv für seine Werte und Zielsetzungen einzustehen. Er muss die neuen technischen Möglichkeiten der Nutzeransprache nutzen können, um seinen Integrationsauftrag erfüllen und Polarisierungstendenzen im Netz entgegen wirken zu können.''

Die PUBLIC VALUE TEXTE haben im Verlauf ihrer Geschichte nicht nur österreichischen oder deutschsprachigen Autorinnen und Autoren Gelegenheit zur Veröffentlichung ihrer Gedanken zu öffentlich-rechtlicher Medienqualität geboten. Tatsächlich kamen Beiträge aus den USA, Kanada und auch aus allen EU-Staaten, also aus Estland genauso wie aus Portugal, aus Irland ebenso wie aus Zypern etc. Eine spezielle Ausgabe der Reihe thematisierte Griechenland und die Schließung des öffentlich-rechtlichen Senders ERT, eine andere den Kampf um die Unabhängigkeit des slowenischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Zuletzt wurden Beiträge aus der internationalen RIPE-Konferenz veröffentlicht, die sich 2022 in Wien mit der Zukunft öffentlich-rechtlicher Medien im Digitalen befasste. Diese jüngste Ausgabe - PUBLIC VALUE TEXTE 26 - machte deutlich, dass die Forderung, öffentlich-rechtliche Medien angesichts der Macht kommerzieller Konzerne zu stärken, international erhoben wird. Es brauche außerdem, so formuliert es Dr. Natascha Zeitel-Bank (Universität Innsbruck) in ihrem Artikel, eine faire und transparente Finanzierung von Qualitätsmedien. Neben ihr mahnten auch Alessandro d'Arma und Maria Michalis (beide University of Westminster) Schritte von Regulierungsbehörden ein, die zur Förderung öffentlich-rechtlicher Qualität und Möglichkeiten die Dominanz der großen Techkonzerne einhegen sollten.

Die PUBLIC VALUE TEXTE halten aktuell bei 272 Autorinnen und Autoren und bilden so eine einmalige Sammlung von Meinungen, Haltungen und Standpunkten zu öffentlich-rechtlicher Qualität, die zweifellos in den nächsten Jahren vergrößert und ergänzt werden wird.