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Dr.in Eva Zeglovits
Die Repräsentativbefragung
Die Repräsentativbefragung ist eine jährlich durchgeführte Zufriedenheitsmessung des Publikums mit dem ORF und seinen Programm- und Inhaltsangeboten. Die Studie liefert ein Gesamtbild, das die Menschen in Österreich vom ORF haben. Damit ermöglicht die Overall-Studie es, die Zufriedenheit über die Zeit zu beobachten und bietet mit dem Blick aufs große Ganze anderen, mehr in die Tiefe gehenden Studien, einen Rahmen.
Aber wie misst man die Zufriedenheit mit "dem ORF"? Es gibt sie nämlich nicht, "die" Zufriedenheit mit "dem" ORF, die man in eine Zahl fassen kann. Dazu ist das Angebot zu vielfältig. Vielmehr muss man sich der Frage Schritt für Schritt nähern und zahlreiche unterschiedliche Zufriedenheiten erheben. Deshalb trennt die Studie nach Gattungen und Themen und unterscheidet den Medienkonsum allgemein von der Nutzung von ORF-Angeboten und schließlich der Zufriedenheit damit. Die Gattungen von Interesse sind Fernsehen, Radio, Teletext und Internet, neuerdings auch Social Media, wobei hier zunächst die Nutzung der Gattung generell erhoben wird. Erst im zweiten Schritt wird dann gefragt, in welchem Ausmaß spezifisch die Angebote des ORF pro Gattung genutzt werden. Nun ist es naheliegend, dass die präferierte Gattung davon abhängt, um welchen Inhalt es geht. Eine Person schaut zur Unterhaltung gerne Spielfilme im Fernsehen, hört aber Nachrichten gerne im Radio, eine andere hört lieber Musik im Radio und informiert sich über das tagesaktuelle Geschehen im Internet unterwegs am Handy. Oder noch spezifischer: Wer ein Fußballspiel im Detail verfolgen will, bevorzugt vielleicht Bewegtbild, wer hingegen nur am Ergebnis interessiert ist, dem reicht ein Blick in den Teletext.
Was die Overall Befragung so besonders macht, ist, dass sie nach den Themeninteressen in den verschiedenen Mediengattungen fragt, um genau solchen Präferenzen Rechnung zu tragen. Welche Themen das Publikum grundsätzlich interessieren, wird anhand von vier weit gefassten Themenkategorien abgefragt, nämlich Sport, Unterhaltung, Kultur und Information. Natürlich ist das nicht immer ganz trennscharf - es obliegt den Befragten, beispielsweise ihren Musikkonsum entweder der Unterhaltung oder der Kultur zuzuordnen. Nun kann festgestellt werden, wie sehr das Publikum an der Berichterstattung über Sport im Fernsehen interessiert ist, oder eben Sport im TELETEXT, Sport im Radio usw.
Für den ORF von besonderem Interesse ist aber die Zufriedenheit mit den Angeboten des ORF, wieder aufgeschlüsselt nach Gattungen und Themenbereichen. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Mediennutzung sich zwischen den Generationen unterscheidet. Daher werden in den Analysen der Repräsentativbefragung auch immer wieder diese Unterschiede nach Altersgruppen ausgewiesen. Es mag nicht überraschen, dass die Jüngeren weniger an Information im Fernsehen interessiert sind als die Generation 50plus, das liegt aber nicht monokausal an der Gattung Fernsehen. Beim Sport nämlich haben die Jüngsten ein höheres Themeninteresse im Fernsehen als die Älteren.
Damit die Zeitreihen nicht von jahreszyklischen Schwankungen beeinflusst sind, wird die Befragung immer im möglichst gleichen Zeitraum zwischen etwa Anfang Mai und Mitte Juni durchgeführt. Der Zeitplan kann leicht variieren, damit in die Befragungszeit keine geplanten großen Ereignisse wie eine Fußballweltmeisterschaft hineinfallen, die das Themeninteresse beeinflussen könnten. Unplanbare Ereignisse wie Krisen können hier natürlich nicht berücksichtigt werden. Schwankungen in den Zeitreihen sind also in Zeiten multipler Krisen, wie wir sie derzeit erleben, nicht ungewöhnlich. Besonders die Pandemie kann hier als tiefer Einschnitt interpretiert werden. Gelegentlich müssen Fragen angepasst werden, um etwa kommunikationstechnologischen Entwicklungen Rechnung zu tragen. So wurde etwa im Jahr 2022 Social Media als eigene Gattung eingeführt.
Die Befragung wurde über viele Jahre "face-to-face" durchgeführt, im Jahr 2020 machten die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie einen Methodenwechsel nötig. Methodenwechsel werden normalerweise bei Studien mit Zeitreihen schrittweise eingeführt, um Methodeneffekte zu glätten. Dies war in der Pandemie nicht möglich, umso mehr wurde darauf geachtet, dass durch einen wohlüberlegten Methodenmix, und eine sorgfältige Stichprobenziehung eine möglichst gute Fortführbarkeit der Zeitreihen gegeben war.
Seit 2020 wird die Befragung als Mixed-Mode-Erhebung mit telefonischen und Online-Interviews durchgeführt. Der Methodenmix sollte eine reibungslose Durchführung garantieren. Die Befragung ist wie zuvor repräsentativ für die Wohnbevölkerung ab 15 Jahren. Die Stichprobengröße von n=1.000 erlaubt eine Präzision, die in den Zeitreihen auch kleinere Schwankungen interpretierbar macht. In jeder Erhebungswelle ist auch der Blick in Untergruppen wie etwa die Generationen möglich. So ist im Blick auf das große Ganze doch auch eine gewissen Kleinteiligkeit garantiert.